Hast du auch schon mal gedacht, dass dein Menstruationszyklus – auch als der weibliche Zyklus bezeichnet – eine ganz schöne Herausforderung ist? Die natürlichen hormonellen Schwankungen im Zyklus sorgen einerseits dafür, dass du fruchtbar bist und schwanger werden könntest. Andererseits beeinflussen sie aber auch deine Stimmung, dein Energielevel, deine Libido und sogar deinen Schlaf.
Du spürst die Auswirkungen der hormonellen Vorgänge in deinem Körper also ganz konkret in deinem Alltag: Du fühlst dich nicht in jeder Zyklusphase gleich wohl in deinem Körper und hast unterschiedliche Stärken und Schwächen, je nachdem, in welcher Phase du dich gerade befindest.
Lerne den weiblichen Zyklus kennen
Diese zyklischen Veränderungen können ganz schön anstrengend sein. Auf der anderen Seite steckt darin aber auch eine große Chance! Dieser Gastartikel von der wundervollen Anne Schmuck – Expertin für NFP (natürliche Familienplanung) und Zykluswissen, verrät dir, warum es so wertvoll für dich sein kann, deinen Zyklus besser verstehen zu lernen. Unser weiblicher Zyklus ist nämlich so viel mehr als ein paar Tage gereizte Laune und eine gelegentliche Blutung – und je besser du dich mit deinem Zyklus auskennst, umso leichter fällt es dir, die unterschiedlichen Phasen zu deinem Vorteil zu nutzen.
Was passiert im Menstruationszyklus?
Wusstest du, dass Monat für Monat ein wahres Wunder in deinem Körper passiert? Damit du nämlich einen Eisprung haben kannst und fruchtbar bist, müssen unzählige, fein aufeinander abgestimmte Prozesse in deinem Körper ablaufen. Ganz grob kannst du dir vorstellen, dass dein Zyklus ähnlich wie die Jahreszeiten verläuft: Genau wie sich Frühling, Sommer, Herbst und Winter abwechseln, verläuft auch dein Zyklus nach einem immer gleichen Muster. Auf die Menstruation folgt erst die Eireifungsphase, dann der Eisprung, die Lutealphase und schließlich wieder die Menstruation.
Der weibliche Zyklus einfach erklärt
Dein Zyklus beginnt immer mit der Menstruation. In dieser Zeit wird die alte Schleimhaut in der Gebärmutter abgestoßen und zusammen mit etwas Blut durch die Scheide hinaustransportiert. Genau wie im Winter fühlst du dich in dieser Zeit vielleicht eher nach Ruhe und Rückzug, richtest dich nach innen und hast weniger Energie für Verabredungen oder Sport.
Hormone im weiblichen Zyklus
Parallel zur Blutung beginnt dein Gehirn (genauer: die Hypophyse) bereits wieder damit, das follikelstimulierende Hormon FSH auszusenden. Dieses Hormon sorgt dafür, dass in deinen beiden Eierstöcken neue Eibläschen heranreifen, von denen eins irgendwann springen wird. Wie die Natur im Frühling wachsen diese Eibläschen heran, werden größer und entwickeln sich weiter. Dabei produzieren sie Östrogene, die dafür sorgen, dass auch deine Laune steigt, du Lust auf Aktivitäten hast, dich wohl in deinem Körper und deiner Haut fühlst und das auch ausstrahlst.
Der Eisprung im weiblichen Zyklus
Ist schließlich ein Eibläschen groß genug, folgt das Hauptevent in deinem Zyklus: der Eisprung. Dazu platzt das sprungbereite Eibläschen auf und entlässt den Zellkern in den Eileiter, wo die Eizelle befruchtet werden kann. Das ist die Zeit des Sommers, du bist auf dem Höhepunkt deiner Kraft, die Libido ist oft besonders hoch, du bist voller Energie und sprudelst vor Lebensfreude und Überzeugungskraft. Tatsächlich ändert sich sogar dein Körpergeruch in dieser Zeit, weshalb Männer dich jetzt als besonders attraktiv wahrnehmen.
Die Hormone in den Zyklusphasen
Anschließend wandelt sich die aufgeplatzte Hülle des ehemaligen Eibläschens in eine Drüse und produziert Progesteron, unser Gelbkörperhormon. Progesteron bildet einen wichtigen Gegenpol zum Östrogen aus der ersten Zyklusphase: Genau wie im Herbst werden wir wieder ruhiger und gemütlicher. Das Schlafbedürfnis steigt, außerdem reflektieren wir mehr. Manche Frauen haben jetzt plötzlich das Bedürfnis, aufzuräumen, zu entrümpeln oder auch inneren Ballast loszuwerden. Diese Phase geht schließlich in die Menstruation über, mit der der Zyklus wieder von vorne beginnt – und das von der Pubertät bis in die Wechseljahre ungefähr 40 Jahre unseres Lebens lang!
5 Gründe, warum du deinen Zyklus kennenlernen möchtest
#1 Zyklusphasen nutzen
Die unterschiedlichen Hormone, die im weiblichen Zyklus aktiv sind, wirken sich ganz direkt auf viele verschiedene Bereiche deines Körpers aus. Der hohe Östrogenspiegel in der Eireifungsphase bis zum Eisprung sorgt beispielsweise dafür, dass deine Haut besser durchblutet wird und dein Teint frischer wirkt. Wir fühlen uns in dieser Zeit besonders kreativ und energiegeladen, können gut verhandeln, wirken auf andere überzeugend und erledigen auch ein hohes Arbeitspensum mit Leichtigkeit. Jetzt ist zum Beispiel die richtige Zeit für wichtige Präsentationen, Gehaltsverhandlungen, Bewerbungsgespräche oder Dates.
Nach dem Eisprung werden wir ruhiger und in uns gekehrter. In dieser Zeit bereitet sich der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor, legt Reserven an und ruht sich aus. Aufräumen, Sortieren und Ordnen fällt uns jetzt besonders leicht, und wir können gut Routineaufgaben erledigen, die uns in der ersten Zyklusphase noch gelangweilt haben. In dieser Phase steigt auch die Anfälligkeit für Infekte, weshalb es besonders wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten und dem Körper Pausen zu gönnen.
#2 Schneller schwanger werden
Auch, wenn viele Frauen in der Annahme aufwachsen, dass sie jederzeit schwanger werden könnten: Das ist nicht so. Wir sind tatsächlich nur an rund 6 Tagen im Zyklus fruchtbar, nämlich am Tag des Eisprungs selbst und an den etwa 5 Tagen vorher, weil Spermien in deinem Körper überleben und auf die Eizelle warten können. Die beste Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, besteht an den Tagen kurz vor dem Eisprung – und die zeigt dein Körper dir praktischerweise ganz deutlich!
An diesen Tagen wird der Zervixschleim (ein Sekret, das im Gebärmutterhals gebildet wird) unter dem Einfluss des Östrogens dünnflüssiger und spinnbarer, sodass er die Scheide hinabfließt und am Scheideneingang beobachtet werden kann. Manchmal fühlt sich die Scheide an diesen Tagen auch nass an. Mit ein bisschen Übung kannst du die Veränderungen des Zervixschleims gut beobachten und deine fruchtbaren Tage mit NFP (siehe Infokasten) sicher bestimmen lernen, um gezielt schwanger zu werden.
#3 Sicher verhüten
Wenn du tiefer in das Thema einsteigst und deinen Eisprung sicher bestimmen lernst, kannst du das Wissen um deine Fruchtbarkeit auch dazu nutzen, um sehr sicher zu verhüten. Unabhängige Studien der Sektion Natürliche Fertilität belegen: Bei richtiger Anwendung ist die Natürliche Familienplanung (NFP) tatsächlich genauso sicher wie die Pille! Die Vorrausetzung, um mit NFP sicher verhüten zu können, ist, dass du dich mit der Methode beschäftigst und selbst die Regeln lernst, um deinen Zyklus auszuwerten und deine fruchtbaren Tage zu bestimmen. Dazu kannst du zum Beispiel einen Kurs bei einer ausgebildeten NFP Beraterin machen oder dich mit dem Praxisbuch „Natürlich und sicher“* selbst in das Regelwerk einarbeiten.
Wichtig: Keine App und kein Tool der Welt ist so sicher wie die eigene Anwendung! Verlass dich deshalb niemals allein auf technische Hilfsmittel und schon gar nicht auf Eisprungrechner oder Eisprungkalender, wenn du wirklich sicher nicht schwanger werden möchtest.
#4 Selbstfürsorge & Selbstakzeptanz
Wenn du anfängst, deinen Zyklus zu beobachten, wirst du mit der Zeit immer mehr persönliche Muster erkennen können und kannst besser verstehen, wieso du in manchen Phasen weniger Energie hast, gereizter oder ungeduldiger bist oder länger für Aufgaben brauchst, die dir sonst leicht von der Hand gehen. Je besser du deine unterschiedlichen Stärken und Bedürfnisse in den verschiedenen Zyklusphasen kennst, umso leichter fällt es dir, liebevoll und geduldig mit dir selbst zu bleiben! Wir konzentrieren uns oft stark darauf, zu funktionieren und immer 100 % zu geben.
Das entspricht aber in keinster Weise unserer Natur: Wir brauchen die Zeiten der Ruhe und Reflexion genauso wie die Phasen voller Energie. Wenn du weißt, welchen Einfluss deine Hormone auf dein Energielevel haben, fällt es dir leichter, dir entsprechende Auszeiten zu gönnen und die vermeintlichen Zeiten der „Schwäche“ anzunehmen – dadurch entwickelst du mit der Zeit mehr Selbstakzeptanz und ein besseres Gespür für deine Bedürfnisse und Grenzen.
#5 Dein körpereigenes Alarmsystem
Last, but not least: Dein Zyklus ist ein absolut großartiges, ganz persönliches Alarmsystem! Tatsächlich kannst du dir deinen Menstruationszyklus vorstellen wie ein Fenster, durch das du einen Blick in deinen Körper hineinwerfen und erkennen kannst, wie es um deine Gesundheit bestellt ist. Unser Körper funktioniert ganzheitlich – das bedeutet, dass alle hormonellen Systeme und Abläufe miteinander verbunden sind. Sie stehen untereinander in einem hierarchischen Verhältnis:
- Ist genügend Energie vorhanden, sorgt die Schilddrüse dafür, dass diese Energie an alle Organe verteilt wird. Dann funktioniert alles so, wie es soll, der Körper ist im Gleichgewicht, wir fühlen uns gesund und unser Zyklus verläuft regelmäßig und beschwerdefrei.
- Besteht aber ein Mangel an Energie – zum Beispiel durch Stress, falsche Ernährung, Nährstoffmängel, Unverträglichkeiten oder Krankheiten – werden vorrangig die lebensnotwendigen Organe mit Energie versorgt. Für alle anderen bleibt weniger übrig, wodurch sie in ihrer Funktion eingeschränkt werden. Dadurch gerät das gesamte System aus der Balance.
Wie wirkt sich der weibliche Zyklus auf die Stimmung aus?
Unser Zyklus befindet sich relativ weit unten in dieser Hierarchie. Eigentlich logisch, denn eine Schwangerschaft bedeutet für den Körper immer auch eine große Belastung, die nur unter optimalen Bedingungen eintreten soll. Umgekehrt bedeutet das für dich: Wenn sich dein Zyklus verändert, zum Beispiel länger oder unregelmäßig wird, der Eisprung ausbleibt, deine Periode schmerzhafter oder unregelmäßiger wird oder PMS-Symptome auftreten, ist es wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und nach ihrer Ursache zu suchen.
Weiblicher Zyklus Wohlbefinden
Ein aufmerksamer Blick auf unseren Zyklus kann uns also dabei helfen, ein tieferes Verständnis für die Vorgänge in unserem Körper zu gewinnen, Nutzen für den Alltag daraus zu ziehen und uns gleichzeitig Auskunft darüber geben, dass alles okay ist, unser Körper also gesund und fruchtbar ist. Genau das ist es nämlich, was unser Körper uns durch Veränderung bestimmter Körperzeichen regelmäßig rückmeldet. Grund genug also, auf die leise Stimme unseres Körpers zu achten!
NFP – was ist das überhaupt?
Die Abkürzung NFP steht für „Natürliche Familienplanung“ und ist ein Sammelbegriff für alle Methoden, die fruchtbare und unfruchtbare Tage im Zyklus voneinander abgrenzen.
Dazu zählen ganz unterschiedliche Varianten, die sich in ihrer konkreten Anwendung und vor allem in ihrer Sicherheit deutlich unterscheiden – und zu denen immer noch viele Vorurteile durch die Köpfe spuken. NFP sei unsicher, schwer anzuwenden oder nur etwas für Paare, die sich ein Kind wünschen, denken viele Frauen. Bei genauerer Betrachtung lösen sich diese Bedenken aber schnell in Luft auf: Neben sehr unsicheren Varianten wie zum Beispiel der Kalendermethode gibt es auch moderne und hochsichere natürliche Methoden. Die sicherste unter ihnen ist die symptothermale Methode Sensiplan, die auf wissenschaftlichen Studien beruht und mit einer Methodensicherheit von 0,4 nachweislich genauso sicher funktioniert wie die Pille – nur eben ohne Hormone und ohne Nebenwirkungen.
Weiblicher Zyklus – wann kann man schwanger werden?
Hinter NFP steckt im Grunde ganz nüchterne Biologie. Wir sind nur an rund sechs Tagen im Zyklus fruchtbar: am Tag des Eisprungs und ungefähr 5 Tage davor, weil Spermien in unserem Körper überleben und auf die Eizelle warten können. Während dieser fruchtbaren Phase verändern sich bestimmte Körperzeichen sehr deutlich, vor allem die Körpertemperatur, der Zervixschleim und der Gebärmutterhals. Wenn Frauen gelernt haben, diese Zeichen ihres Körpers wahrzunehmen und mit Hilfe des Regelwerks der Methode richtig zu deuten, können sie direkt selbst an ihrem Körper ablesen, ob sie gerade fruchtbar sind oder nicht.
Biographie Anne Schmuck
Anne Schmuck ist zertifizierte Beraterin für Natürliche Familienplanung (NFP) und Zykluswissen, freiberufliche Lektorin für Frauengesundheitsthemen und Autorin der Bücher „Kenne deinen Zyklus“* und „Nebennierenschwäche“.* Seit 2010 arbeitet sie mit Mädchen und Frauen, die ihren Zyklus verstehen und sicher natürlich verhüten lernen möchten. Sie berät außerdem zu Zyklusstörungen, Menstruationsbeschwerden und (unerfülltem) Kinderwunsch.
In ihren Kursen, Beratungen und Workshops vermittelt sie Wissen über den weiblichen Zyklus und unterstützt Frauen darin, Symptome ihres Körpers wahrzunehmen, Zusammenhänge zu verstehen, Vertrauen in sich selbst zu gewinnen und zur Expertin für ihren Körper zu werden. Ich kann sie dir von Herzen sehr empfehlen, wenn du deinen Zyklus und die Zusammenhänge besser kennenlernen möchtest oder dir Unterstützung beim Thema NFP wünschst. Anne bringt nicht nur sehr viel Expertise, sondern auch wahnsinnig viel Herz mit!
Du findest sie bei Instagram als undtschuesshormone oder kannst über ihre Website hormonfrei-verhüten Kontakt aufnehmen.
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