Kürzlich ist mir das Thema „unerzogen leben“ das erste Mal begegnet, ich hatte zuvor noch nie davon gehört. Unterschiedliche Erziehungsstile ja, das sagte mir was. Autorität oder gar patriarchisch im Gegensatz zu einem laissez fairen oder aniautoritärem Erziehungsstil. Aber gar kein Erziehungsstil? Komplett ohne Erziehung? Momo von Kindherzgedanke. insipriert und berührt mich mit ihren Bildern und Sprüchen sehr. Heute teilt sie ihre Gedanken und Ansichten zum Thema unerzogen leben mit uns.
Wir sind dann mal unerzogen – oder wie mein inneres Kind, auf mein eigenes Kind trifft
Unerzogen. Wie bitte? Was ist das denn?
Unerzogen ist der Verzicht von Erziehung.
Ohne Erziehung?
Aber das geht doch nicht! Das macht man nicht!
Ich sage: doch. Es geht ohne.
Der Verzicht auf Erziehung
Mittlerweile gibt es glücklicherweise immer mehr Menschen die darüber sprechen wie es ist, auf Erziehung zu verzichten. Sie erklären an Beispielen, räumen mit Mythen auf und setzen sich dafür ein, dass Kinder und Eltern wieder mehr in Beziehung gehen, ohne Erziehung. Denn Erziehung ist für mich das Formen einer Person nach meinen Vorstellungen. Und das halte ich für falsch und übergriffig.
Unerzogen leben im Alltag
Doch wie sieht das im Alltag aus, so als ganz normale Mama?
Immer wieder überkommt einen das Gefühl „das geht so nicht!“ „das gehört sich nicht!“ Total logisch. Schließlich wurden die meisten von uns vermutlich klassisch erzogen, so wie ich. Und damit komme ich zu dem für mich entscheidenden Punkt – dem inneren Kind. Das innere Kind ist der Teil unserer Psyche, der geprägt wurde durch unsere eigene Kindheit, Gefühle die aus dem Bauchgefühl heraus in uns sind. Erziehung ist in uns drin. Glaubenssätze tief verankert und das baut alles ganz heimlich eine Mauer um unser inneres Kind, das selbst womöglich jemand gebraucht hätte, der diese Mauer mit Liebe, Vertrauen, Wertschätzung und Respekt durchbricht. Diese Mauer lässt uns im Alltag an unsere Grenzen stoßen. Sie beeinflusst uns im Denken, Handeln und besonders beeinflusst es unsere Beziehung zu anderen Menschen, unseren Kindern. Deshalb fällt es nicht allen Eltern leicht, ihren Kindern das zu geben, was sie eigentlich möchten. Diese Mauer ist symbolisch für unsere Vorurteile und Erwartungen. Immer dann wenn eine Mutter beispielsweise ihr Kind in ein Bett legt, obwohl es lieber bei der Mama bleiben möchte, immer dann wenn ein Vater einem Kind verbietet mit dem Essen zu spielen, obwohl es eigentlich nur erkundet, ist es die Mauer die unserem Kind im Weg steht.
Als Eltern unerzogen leben
Dabei ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren, um den Glaubenssätzen auf den Grund zu gehen. Denn nur wenn wir als Eltern authentisch sind, können unsere Kinder uns richtig kennenlernen. Als mir das bewusst wurde, merkte ich, wie praktisch von allein Stein für Stein abgetragen wurde von dieser Mauer. Ich reflektierte und nutzte die Gelegenheit für uns als Familie einen Weg zu finden, glücklich und ehrlich zu leben. Das soll nicht heißen, das jeder der unerzogen lebt automatisch glücklich ist. Zum glücklich sein gehört viel dazu. Aber unerzogen zu leben gibt uns die Möglichkeit unsere Tochter so zu sehen und zu begleiten, wie wir es für am Besten halten. Nämlich mit tiefem Vertrauen in sie, in uns. Mit unendlicher Liebe und der Kraft eine Beziehung zwischen uns zu haben – ohne irgendwelche Mauern, Grenzen oder gesellschaftlichen Druck. Unsere Tochter ist gut, so wie sie ist. Ich weiß, manche werden jetzt sagen „aber Kinder brauchen Grenzen“ natürlich brauchen sie Grenzen, nämlich ihre Eigenen. Denn wenn ihre eigenen Grenzen respektiert und wahrgenommen werden, lernen Kinder auch mit den Grenzen anderer Menschen umzugehen. Aber gerade weil ich meine eigene Mauer überwinden möchte, möchte ich meiner Tochter keine eigene bauen.
Unerzogen ist der Verzicht von Erziehung, nicht der Verzicht von Verantwortung.
Und unser Weg für unser Leben.
Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Die inneren Mauern abbauen und eine wertschätzende und vertrauensvolle Beziehung aufbauen klingt wunderbar. Ich habe allerdings keine Vorstellung davo wie unerzogen in der Praxis aussehen soll. Das fehlt mir in diesem Beitrag. Wäre schön wenn es dazu noch mehr Informationen geben würde.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll. Wie Leben als Familie überhaupt funktionieren soll.
Kind tut was es will, wann es will, schläft, ist wann und was es will… Und was ist mit den Bedürfnissen der Restfamilie?
In einer Mietwohnung die Nacht zum Tage machen? Die Nachbarn üben irgendwann Selbstjustiz…
Jeder Mensch überträgt Glaubenssätze aufs Kind, ob er will oder nicht.