Da breifrei und BLW (baby-led weaning) für manche Eltern ein völlig neues und unbekanntes Thema ist und viele Mamas bestimmt genauso wie wir vor dem Beikoststart auf der Suche nach Informationen sind, haben wir uns dazu entschlossen eine Erfahrungsbericht-Reihe ins Leben zu rufen. Hier möchten wir allen Eltern und Bezugspersonen von Breifreibabys eine Plattform bieten, ihre Erfahrungen und Tipps zu teilen. Davon können wir alle profitieren. Wenn auch du mitmachen willst, und Lust hast deine und eure Erfahrungen mit breifrei und baby-led weaning zu teilen, dann melde dich gerne jederzeit unter breifreibaby@gmail.com für mehr Infos!
Erfahrungsbericht – Eine Beikosteinführung ohne Brei
Hallo, ich bin Julia, 31 Jahre alt und erlebe grade die verrückteste und wunderschönste Zeit meines Lebens bisher: die Elternzeit mit meiner Tochter Luise, fast 10 Monate alt.
Erfahrungen mit der Beikosteinführung ohne Brei
In der Schwangerschaft und sogar in den ersten Lebenswochen unserer Tochter Luise sind wir davon ausgegangen, klassisch ab Beikostreife Brei zu füttern, strikt nach Vorgaben, so wie man es eben von Eltern, Freunden, Hebammen und in vielen Medien vermittelt bekommt. Doch dann lernten wir Luise immer besser kennen. Und je mehr wir sie und ihren Charakter einschätzen konnten, desto weniger glaubte ich daran, sie mit püriertem Essen füttern zu können und vor allem zu wollen. Ich fing an, mich bei Instagram, Facebook und im Netz mit BLW auseinander zu setzen und kramte einige der Fachbücher hervor, die ich in der Schwangerschaft gelesen, aber (Stilldemenz sei Dank) wieder vergessen hatte. Und das Konzept gefiel mir und hatte schnell mein Herz und mein Hirn erobert. Mein Mann war anfangs etwas skeptisch und hatte Angst, dass Luise sich verschlucken könnte. Zum Glück vertraute er mir und vor allem auch auf die Kompetenz unserer Tochter und stimmte unserem Vorhaben, keinen Brei zu füttern, zu. Geholfen unsere Ängste, dass sie am Essen ersticken könnte, zu schmälern, hat uns neben vielen Erfahrungsberichten vor allem auch der Erste-Hilfe-Kurs am Kind, den wir zusammen mit den Großeltern noch während der Schwangerschaft absolviert hatten. Wir lernten dort unter anderem, was im Falle des schlimmen Verschluckens zu tun wäre, sowohl beim Baby als auch beim Kleinkind. Einen solchen Kurs kann ich allen (werdenden) Eltern nur ans Herz legen.
So begann bei uns die Beikosteinführung ohne Brei
Als Luise etwa 5,5 Monate alt war, erfüllte sie alle Beikostreifezeichen, saß sehr sicher und zeigte großes Interesse an unserem Essen und so gaben wir ihr spielerisch ab und zu etwas zum Knabbern in die Hand. Wir begannen mit Gurke, die sie fleißig anlutschte, Melone, die passend zum heißen Sommer in der Freibadtasche immer dabei war, und Erdbeeren und Himbeeren, mit denen Luise sich und alles um sie herum einschmierte. Man sah ihr die Freude an, auch wenn natürlich, falls überhaupt, nur Bruchteile davon im Magen landeten. Aber das Entdecken und Matschen mit den Nahrungsmitteln ist eben der erste Schritt. Für uns war es die ersten Male immer ein Drahtseilakt zwischen Freude und der Angst, es könnte trotzdem etwas passieren. Wir beobachteten sie genaustens, immer sprungbereit und die ersten Stücke, die sie abbiss, ließen unser Herz kurz still stehen. Und es passierte in den ersten Wochen häufiger, dass sie sich verschluckte, dass sie zu große Bissen nahm, die sie dann hervorwürgte. Es war zuerst sehr befremdlich, sie dabei zu beobachten. Doch ein Gedanke half uns, diese Situationen zu meistern: „Vertrau ihr und ihren natürlichen Reflexen.“ Und es bewahrheitete sich.
Luise isst am Familientisch mit
Mit etwa 6,5 Monaten starteten wir „so richtig“ und fingen an, sie an allen 3 Mahlzeiten, die wir einnahmen, teilhaben zu lassen. Doch wie bei allen Dingen, muss man als Eltern auch in BLW erst einmal hineinwachsen: Wir kochten Luises Nase nach (so dachten wir zumindest), trauten uns und ihr trotz unseres Wissens über BLW noch wenig zu und so bestand ihr Speiseplan vor allem aus Banane, Beeren, Gurke und Tomate bis sie uns deutlich zeigte, dass das nicht ausreichte. Und so steigerten wir die Vielfalt der Lebensmittel und irgendwann platzte auch bei uns endlich der Knoten im Kopf und wir hörten auf, nur Dinge zu kochen, von denen wir dachten, sie seien für Luise am einfachsten zu essen. Heute, 3 Monate nach der Beikosteinführung, lassen wir Luise einfach an dem teilhaben, worauf wir Hunger haben. Und sie liebt es! Ihre momentanen Highlights sind, neben der Mamamilch, die sicher noch einige Zeit auf Platz 1 stehen wird: Kartoffelspeisen aller Art, vor allem Klöße, aber auch Spätzle oder Dinkelnudeln mit Pesto, Avocado und Zucchini, Birne und Kiwi, Fisch und vor allem Käse in allen Variationen, je kräftiger dieser schmeckt, desto besser. Und das Beste ist, sie probiert zumindest alles, was wir ihr anbieten und zeigt keine Scheu vor fremden Lebensmitteln. Sicher gibt es auch jetzt noch Phasen, in denen das Essen nicht so klappt, wie wir uns das vorstellen. Kein Tag ist wie der andere und das, was sie gestern noch genussvoll verschlungen hat, wird morgen vielleicht schon verschmäht. Neue Zähne, Entwicklungssprünge, Müdigkeit und Co. können dem Essen schnell einen Strich durch die Rechnung machen. In diesen Situationen müssen wir uns als Eltern ab und zu daran erinnern, dass es okay ist, wenn sie das Essen jetzt nicht mag, wenn ihre Prioritäten gerade auf Spielen oder Rummatschen liegen und Essen lieber mit den Fingern zerdrückt und verschmiert wird und auf dem Boden landet, statt im Mund. Wichtig ist und bleibt, wie bei allen Alltagssituationen, das Baby zu beobachten und die Signale deuten zu lernen.
BLW als Lernprozess sehen
Mittlerweile ernten wir nicht mehr nur neugierige, sondern oft auch anerkennende Blicke aus dem Umfeld, was uns natürlich stolz macht. Die Großeltern sind, nach anfänglicher Skepsis, selbst überzeugt vom Konzept und freuen sich immer darauf, wenn Luischen ihr gekochtes Essen mitisst. Freunde, deren Babys etwa so alt wie Luise sind, können manchmal kaum glauben, was sie alles verspeist oder zumindest probiert und vor allem wie sicher sie mittlerweile isst. Vielleicht gehört dazu auch Glück: Luise war von Beginn an eine genussvolle und auch langsame Esserin, die sich bis heute die Speisen nach und nach nimmt und nicht stopft. Restaurantbesuche, vor denen es uns am Anfang graute, sind unkompliziert geworden, solange ihr Lätzchen und ihr Saugnapfteller mit dabei sind. Sie bekommt einfach Probierhäppchen von unseren Tellern, der Boden, das Baby und der Tisch werden hinterher durch uns sauber gemacht und wir können ein entspanntes Essen mit Familie und Freunden genießen. BLW ist ein Lernprozess, sowohl für das Baby als auch für die Eltern und es wird, wie vieles andere auch, von Mal zu Mal einfacher.
Welche Vorteile sehen wir in einer gesunden Beikosteinführung ohne Brei
Rückblickend betrachtet war BLW die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Nicht nur, dass Luise spielerisch die Lebensmittel, ihre Konsistenz und den Geschmack kennen lernen darf, auch wir Eltern profitieren davon. Waren wir davor selber nicht die besten Vorbilder und haben oft unregelmäßig und ungesund gegessen, haben wir uns durch BLW noch einmal mit unserem eigenen Essverhalten auseinandergesetzt. Heute essen wir jede Mahlzeit zu Hause gemeinsam am Küchentisch (statt vor dem Fernseher), wir bereiten die Speisen liebevoll zu, zelebrieren das Kochen und Essen und verwenden bewusste und nahrhafte Lebensmittel – und die Schokolade bleibt zumindest solange im Schrank, bis Luise schläft.
Luise findest du bei Instagram als mrs __julietta. Dort teilt sie auch gerne Luises Teller in ihren Highlights.
Hallo, bei uns ist es jetzt auch soweit… wir wollen mit der Beikost anfangen. Ich bin mir nur so unsicher, wo ich Schalen dran lassen kann und wo nicht. Auf Luises Tellern sehe ich viele Schalen. Wie habt ihr das gehalten? Auch vor Nüssen wird ja gewarnt.. habt ihr die genutzt, z.b. in Gebäck? VG,Birgit
Hallo Birgit, kennst du unser kostenfreies Ebook zum Thema Beikoststart/Obst und Gemüse, das hilft dir sicherlich weiter. Nüsse im Ganzen bieten wir nicht an (Erstickungsgefahr beim Verschlucken), gemahlen in Backwaren verwende ich sie gerne. LG
Dankeschön! Dann werde ich mir das Buch mal noch ansehen 🙂