Wir freuen uns, heute einen Gastbeitrag von Thomas Angermann veröffentlichen zu dürfen. Er schreibt darüber, wie man nach dem ersten Lebensjahr den Zuckerkonsum verringern und meiden kann und erzählt über gesunde Alternativen für Kleinkinder. Thomas Angermann von myfoodmyfuture.com ist selbst Vater und achtet besonders darauf, dass er eine natürliche zuckerfreie Ernährung vorlebt. Es geht ihm nicht um strikte Regeln oder Verbote, sondern er will als Vorbild ein Bewusstsein für eine natürliche Ernährung schaffen.
Die erste Zeit nach der Geburt des ersehnten Nachwuchses ist für viele Eltern ein absoluter Ausnahmezustand, besonders beim ersten Kind. Sie schwanken zwischen Glücksgefühlen, Schlafmangel und allerhand Unsicherheiten.
Irgendwie muss Routine in den Alltag kommen, wobei viele gut gemeinte Ratschläge von allen Seiten nicht immer hilfreich sind. Besonders das Thema Ernährung ist nicht immer einfach.
Die Ernährungsphasen
Dass Muttermilch die beste Ernährung für das Kind darstellt, ist keine Frage. Die Natur wird es wohl extra deswegen so eingerichtet haben. In den ersten sechs Lebensmonaten braucht das Baby gar nichts anderes, vorausgesetzt, es ist ausreichend durch Muttermilch oder Pre-Nahrung versorgt.
Etwa in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres dürfen Babys Erfahrung mit anderen Lebensmitteln machen. Der Beikost-Start kann von Kind zu Kind verschieden sein. Es gibt einige wenige „Früh-Starter“ die schon mit 5 Monaten beginnen, insgesamt ist es aber selten, dass dann schon die Beikostreifezeichen erfüllt sind. Es kann aber auch bis zu 7 Monate (oder länger) dauern, bis das Baby Bereitschaft für feste Nahrung zeigt.
Das Baby wird weiterhin gestillt, denn durch „normale Kost“ wird es noch nicht satt genug. Das ändert sich oft erst dann, wenn aus dem Baby ein Kleinkind wird, also nach dem 1. Geburtstag. Nun will der „laufende Meter“ aber auch endlich essen wie die Großen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich über gesunde Kinderernährung bis zur Schulzeit Gedanken zu machen.
Gesunde zuckerfreie Ernährung
Nicht alles, was den Großen schmeckt, ist auch für das jüngste Familienmitglied geeignet. Das gilt vor allem für Salz, scharfe Gewürze und Zucker. Abgesehen davon, dass auch wir Großen viel zu viel Zucker konsumieren und sich jeder mit einer natürlichen zuckerfreien Ernährungsweise beschäftigen sollte, um seine Lebensqualität langfristig aufrechtzuerhalten.
Der Zuckerkonsum sollte bei Kleinkindern stark eingeschränkt werden. Fängt man einmal mit Süßigkeiten und Co. an, kann es immer schwerer werden damit aufzuhören. Das Kind weiß nicht, dass es schadet und will immer mehr von dem süßen Stoff.
Wusstest du, dass der süße Geschmack, der uns heutzutage krankmachen kann, für unsere Steinzeit-Vorfahren überlebenswichtig war? Sie richteten sich bei gefährlich/ungefährlich nach dem Geschmack. Süßes gilt in der Natur als unbedenklich und liefert schnelle Energie. Bittere Pflanzen sind dagegen oft giftig.
Das Prinzip funktioniert auch bei der Muttermilch. Damit das Baby sie nicht ablehnt, ist sie durch die enthaltene Laktose auf „süß“ getrimmt.
Das war es aber auch schon, der Rest ist größtenteils anerzogen. Fälschlicherweise werden Kinder leider häufig mit Süßigkeiten getröstet, beruhigt oder belohnt. Dadurch bekommt Zucker eine außerordentliche emotionale Prägung.
Tipps für die Ernährung
Zucker meiden
Wenn Kleinkinder schon viel Zucker konsumieren, fällt es auch im Erwachsenenalter viel schwerer darauf zu verzichten!
Ganz wichtig: Tröste, beruhige oder belohne dein Kind nicht mit Süßigkeiten. Das müssen Opa und Oma auch oft noch lernen!
Als Getränk ist Wasser am besten geeignet. Fruchtsäfte und Fertigtees können Zucker enthalten, der die ersten Zähnchen angreift.
Zutatenliste lesen:
Es ist sehr wichtig die Zutatenliste zu lesen und versteckten Zucker zu erkennen. Die Industrie hat viele Namen wo Zucker versteckt wird.
Alle Lebensmittel mit zugesetztem Zucker kannst du getrost im Kaufregal liegen lassen. Stattdessen solltest du auf natürliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte zurückgreifen. Sehr wichtig: Qualität vor Quantität.
Frisch kochen:
Frisches auf den Teller. Es lohnt sich immer, selbst zu kochen. Lass ruhig dein Kind mit Holzlöffeln oder anderen ungefährlichen Utensilien mitmachen. Durch das „Helfen“ lernt das Kind spielerisch, welche Nahrungsmittel es gibt und es probiert auch lieber Unbekanntes. Selbstgemacht schmeckt eben besser.
Lernphase:
Das Essen für dein Kind in babygerechter Form anbieten – als Stick und auch sonst den breifrei-Richtlinien entsprechend. Auch das will geübt sein. Zahnmediziner sind der Ansicht, dass durch das Kauen die Kiefermuskulatur gestärkt, wodurch wiederum das Sprechen lernen erleichtert wird.
Der Alltag
Sollte es mal unterwegs oder bei Einladungen ein Stück Kuchen oder ein Eis geben, ist das nicht gleich ein Unglück. Mach dir kein schlechtes Gewissen, zuhause gibt es wieder Äpfel, Möhren und Bananen oder du stellst selber süße Kleinigkeiten her, mit gesunden Alternativen.
Nicht zu vergessen ist ein Notfallplan, denn nicht immer läuft alles rund. Aus unterschiedlichen Gründen muss es schnell gehen, es ist keine Zeit für einen Einkauf usw. du kennst das.
Im Hause sein sollten:
- Tiefkühl-Obst und -Gemüse und Kräuter
- Vollkornmehl- und Reis, Haferflocken und Hirse
- Ungeschwefeltes Trockenobst
- Milchprodukte
- Kartoffeln.
- Selbstgekochte Suppen, Saucen und Eintöpfe lassen sich gut auf Vorrat herstellen und einfrieren!
Die gesunden Zuckeralternativen
Der isolierte Zucker ist nicht nur absolut nutzlos, sondern ist sogar ein Nährstoffräuber. Ein Grund mehr um auf gesunde Alternativen, am besten in Bio Qualität auszuweichen.
Frisches Obst ist die beste Zuckeralternative. Mein Tipp: Püriere ein paar Beeren und friere sie in einer BPA-freien Eisform ein. Obst liefert genau in der richtigen Menge aufeinander von der Natur abgestimmte Nährstoffe. Genau das ist für das Wachstum unheimlich wichtig. Obst enthält von Natur aus Fruchtzucker.
Datteln und sonstige ungeschwefelte Trockenfrüchte eignen sich hervorragend zum Süßen von Milchspeisen und zum Backen. Auch hier ist natürlich ein hoher Zuckergehalt vorhanden, deshalb sollten Trockenfrüchte als Alternative zu Süßigkeiten betrachtet werden.
Erdmandelmus in seiner Reinform ist wohlschmeckend und süß. Eignet sich als Brotaufstrich und in Speisen verarbeitet. Es enthält zwar Saccharose, aber auch Mineralien und ungesättigte Fettsäuren.
100% Kakao. Meine Empfehlung echte Kakaobohnen in einem Mörser zerstampfen und ins Müsli geben.
Kokosmilch weist eine geringe Glukose/Fructosegehalt auf, ist nicht so süß, bringt aber ein tolles Aroma an jede Speise.
Kokosmus und Kokosmehl haben einen geringen Saccharosegehalt und wenig Fructose /Glukose. Durch den hohen Eiweiß- und Ballaststoffgehalt wirkt Kokosmehl auch sehr sättigend.
Stevia ist als industrielles Produkt ungeeignet, als Pflanze jedoch gesund.
An Agaven- und Ahornsirup sowie Apfel- und Birnendicksaft scheiden sich die Geister. Einerseits handelt es sich zwar um Naturprodukte, die auch unterschiedlich viel Süße mitbringen. Mineralstoffe, Spurenelemente sind bei guter Qualität noch enthalten. Sie werden aber leider stark erhitzt und eingedickt, deshalb gehen viele positive Nährstoffe verloren. Bei diesen Mitteln ist definitiv weniger mehr.
Fazit:
Hinsichtlich vieler Beschwerden, die sich auch bei Kindern durch falsche Ernährung, besonders Zuckerkonsum, schon einstellen können, solltest du ihn meiden, wo immer es möglich ist. So kann unseren Lieblingen ein gesundes Aufwachsen ermöglicht werden.
Wir verdrücken heute ungefähr 35 kg Zucker im Jahr. Das sind nutzlose 400 Kalorien am Tag. Die Weltgesundheitsorganisation erklärt auch, dass viel zu viel Zucker in Säuglings- und Kindernahrung vorhanden ist.
In Anbetracht dessen, ist immer noch das Beste – do it yourself – dann weißt du genau, was drin ist.
Vor allem sollte immer daran gedacht werden: Papa und Mama sind Vorbilder. Die Kleinen gucken sich von den Großen alles ab. Ein wichtiger Punkt ist überdies das gemeinsame Essen. Das Miteinander schult die spätere Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, wie das allgemeine Sozialverhalten des Nachwuchses.
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